Verlag: Königskinder Verlag
Übersetzt von: Ingo Herzke
Reihe: Einzelband
Einband: gebunden
Seitenanzahl: 160
Altersempfehlung: ab 12
Preis: 13.90 € [D]
ISBN: 978-3-551-56003-2
Bildquelle: © Königskinder Verlag
Klappentext
"Jeden Donnerstag besucht Perry ihre Oma im Heim Santa Lucia. Oma weiß nicht immer, wer Perry eigentlich ist, und außerdem findet sie, Perry sei ein Jungenname. Aber Perry macht das nichts aus. Und dann hat sie diese gute Idee mit dem Abc! Ein Buch über alle und alles in Santa Lucia, bei dem Oma und die anderen mitmachen sollen. Es geht zwar etwas durcheinander, und das Ganze wird eher ein Acb oder ein Abv. Aber ein bisschen Anarchie hat noch niemandem geschadet.“ (Quelle: www.carlsen.de/koenigskinder)
Gestaltung
An diesem Buch ist mir zunächst das besondere Format ins Auge gestochen, denn es ist kleiner als übliche Bücher und verfügt über einen geraden Buchrücken (keinen runden, wie es normalerweise üblich ist). Das kleine, sehr handliche Format war super praktisch! Zudem gefällt mir an dem Cover, dass es mit den Hummeln bzw. Bienen eine Szene aus der Geschichte aufgreift. Auch das Buchstabenwirrwarr am Buchrücken und Coverrand spiegeln die Geschichte natürlich super wieder. Auf den ersten Blick würde ich bei diesem Cover jedoch kein Kinderbuch erwarten, sondern mit einer ganz anderen Geschichte rechnen.
Meine Meinung
„Die Anarchie der Buchstaben“ ist ein Buch, das für Leser ab 12 Jahren empfohlen ist. Ich vermute, dass diese Altersempfehlung zum einen mit den Illustrationen, die sich im Buch befinden, und zum anderen mit dem Alter der Protagonistin begründen lässt. Jedoch würde ich dieses Buch eher etwas älteren Lesern empfehlen, weil ich denke, dass die Geschichte (so schön sie und die Idee dahinter ist) für Kinder zu unspektakulär und vielleicht auch langweilig sein könnte. Kinder wollen Abenteuer und miträtseln können und die Geschichte von „Die Anarchie der Buchstaben“ ist eher eine seichte, leise Geschichte, die zudem auch Dinge beinhaltet, die für ein jüngeres Alter nicht so greifbar sind. Die Geschichte wird aus der Sicht der jungen Perry erzählt, die für ein Schulprojekt mit ihrer Oma, die im Pflegeheim ist und unter Demenz bzw. Alzheimer leidet, ein ABC-Buch basteln möchte (damit ihre Oma sich an Dinge erinnern kann). Dadurch, dass der Leser die Geschichte aus Perrys Perspektive erlebt, werden viele Dinge nur angedeutet, die man sich dann selber zusammenreimen muss (was für jüngere Leser etwas schwierig sein könnte, da sie nicht das volle Ausmaß hinter allen Andeutungen greifen können). So hatte ich beispielsweise beim Lesen die ganze Zeit das Gefühl, als wäre Perry ein sehr besonderes Mädchen, da sie in der Schule ziemlich besonders behandelt wurde. Jedoch erfuhr ich hierüber nichts genaueres, da Perry selber nie über solche Dinge nachgedacht hat. Sie scheint vieles noch nicht ganz zu verstehen und beschreibt das meiste recht objektiv.
In diesen Bereich fällt auch die Beziehung ihrer Eltern und auch die Beziehung zu diesen. Für meinen Geschmack kamen sie viel zu selten in der Geschichte vor. Sie wirkten auf mich sogar so, als würden sie sich nicht um ihr Kind kümmern, da Perry immer bei ihrer Oma, in der Schule oder bei dem Kindermädchen und deren Sohn war. Wenn ein Elternteil auftauchte, dann war es der Vater, da er manchmal nach Perrys Vorankommen mit dem ABC und dem Wohlbefinden seiner Mutter (also Perrys Oma) fragte. Die Mutter kam jedoch gar nicht wirklich vor. Sie wurde erwähnt, aber das war es auch. Die Beziehung Perrys zu ihren Eltern war eigentlich nichtexistent. Ihre Gefühle zu ihrer Oma, den anderen Pflegeheimbewohnern, dem Pflegepersonal und auch ihrem Kindermädchen waren dafür sehr greifbar und voller Gefühle. Mir persönlich hat vor allem das Pflegepersonal gefallen, da ich bei diesen richtig gespürt habe, wie sehr sie Perry mochten.
Ich mochte vor allem Perrys Idee mit dem ABC, das eher einem ACB ähnelt, da sie die Buchstaben in buntgemischter Reihenfolge abarbeitet. Zu diesem gab es immer wieder auch sehr passende, in den Text eingebaute Illustrationen. Die Bilder haben aber nicht nur das ACB aufgegriffen, sondern auch Handlungselemente aus der Geschichte wie beispielsweise das Santa Lucia oder den Garten des Pflegeheims. Die Bilder waren dabei teilweise sogar recht abstrakt. Manche sahen aus, wie von Perry selbst gezeichnet, andere waren eher wild zusammengewürfelt und verfügten nur über Linien, Formen und Wirbel.
Die Geschichte war, wenn man sie sehr genau las und verfolgt hat, sehr tiefgründig. Es geht um den Spaß, den Perry mit dem Pflegepersonal und den alten Menschen hat. Aber vor allem wird so auch das Zusammensein mit den Menschen, die einem ans Herz gewachsen sind, thematisiert. Jedoch befasst sich das gesamte Buch immer wieder nur mit Perrys Besuchen in Santa Lucia. Dort passiert neben der Erstellung des ACBs natürlich auch das ein oder andere, aber wer auf der Suche nach großen Abenteuern, Rätseln oder Spannung ist, der sollte zu einem anderen Buch greifen. Die Geschichte von „Die Anarchie der Buchstaben“ ist sehr ruhig und aus dem Alltag gegriffen, da es vor allem darum geht, dass man Zeit mit seiner Familie (seien es nun Eltern oder Großeltern) verbringen sollte, auch wenn sie in einem Heim sind. Man kann dabei nur gewinnen. Mir hat diese Botschaft gut gefallen. Jedoch war mir die Geschichte insgesamt zu unspektakulär und das Ende hat mir nicht so gut gefallen, da es für meinen Geschmack zu offen und plötzlich war.
Durch die große Schrift, die immer wieder auch mit Bildern versetzt war, und den recht geringen Seitenumfang (160 Seiten) konnte ich das Buch innerhalb von knapp zwei Stunden durchlesen. Zudem ist sowohl der Satzbau als auch die Wortwahl sehr einfach. Das passt hervorragend zur jungen Erzählerin. Wer also ein Freund von besonderer Sprache ist und wen eine eher langsame Geschichte dabei nicht stört, der ist ihr genau richtig.
Fazit
Ich denke, dass „Die Anarchie der Buchstaben“ eine schöne Botschaft vermittelt, die Geschichte für junge Leser jedoch etwas schwierig sein könnte, da die Handlung sehr ruhig ist und so schnell Langeweile aufkommen könnte. Zudem erfährt der Leser durch die Erzählperspektive manche Dinge nur bedingt, weswegen er sich viel dazu denken muss, was für Kinder manchmal recht schwierig sein könnte. Ich würde dieses Buch also eher älteren Lesern empfehlen, die gerne zum Nachdenken angeregt werden und die gerne in Andeutungen versteckte Botschaften entdecken. Mir persönlich gefiel das Ende jedoch nicht so gut und auch die Handlung war mir zu unspektakulär. Die Beziehungen, die Protagonistin Perry zu den Pflegeheimbewohnern und den Pflegern aufgebaut hat, waren sehr tiefgehend und für mich als Leserin spürbar, jedoch hat mich gestört, dass die Eltern in der Geschichte so gut wie gar nicht präsent waren, weil es hierfür keinerlei Erklärungen gab. Sie fehlten einfach.3 von 5 Sternen!
Reihen-Infos
Einzelband
Hallo Laura,
AntwortenLöschenmir gefällt hier vor allem das Cover und ich finde eine Geschichte muss nicht immer spektakulär sein, um besonderst zu sein. Also mich würde "Die Anarchie der Buchstaben" ja schon reizen. Bisher hatte ich das Buch gar nicht auf dem Schirm, jetzt wandert es weiter zu meiner Wunschliste. Vielen Dank und liebe Grüße Cindy
Hi Cindy!
LöschenDas freut mich doch, dass ich dich neugierig auf das Buch machen konnte! :)
Liebe Grüße
Laura