17. März 2017

[Rezension] - Im Jahr des Affen (Que Du Luu)






Verlag: Carlsen Verlag
Übersetzt von: -
Reihe: Einzelband
Einband: gebunden
Seitenanzahl: 288
Altersempfehlung: ab 14
Preis: 16.99 € [D]
ISBN: 978-3-551-56019-3
Bildquelle: © Carlsen Verlag






Klappentext
" Mini ist eine Banane: außen gelb und innen weiß. Ihr Vater hingegen bleibt durch und durch gelb: Er spricht nur gebrochen Deutsch und betreibt ein Chinarestaurant. Als ihr Vater ins Krankenhaus kommt, muss Mini im Restaurant schuften, sich mit dem trotzigen Koch streiten – und sie kann Bela nicht wiedertreffen, bei dem sie so viel Ruhe gefunden hat. Dann reist auch noch Onkel Wu an. Der traditionsbewusste Chinese holt die Vergangenheit wieder hoch: das frühere Leben, die gefährliche Flucht als Boatpeople aus Vietnam. Poetisch, klug, unterhaltsam: Der ungewöhnliche Roman erzählt von der Tragik des Andersseins, der Suche nach Heimat – und der Suche nach Glück.“ (Quelle: www.carlsen.de/koenigskinder)

Gestaltung
Passend zum Buchinhalt verzieren kleine orangefarbene, chinesische Drachen, die in roten Wolken schweben, das Cover. Diese Verzierung gefällt mir sehr gut, denn sie greift ein wichtiges Element der Geschichte auf. Zudem sieht es auch elegant aus und verleiht dem ansonsten schwarz-weißen Cover ein besonderes Flair. Der Stil des Covers passt zu den anderen vier Titeln des „Augenblicke“-Programms des Königskinder Verlages und der Blick des Mädchens wirkt bedrückt, was gut zur Hintergrundgeschichte der Protagonistin passt. Auch unter dem Schutzumschlag ist das Buch wunderschön gestaltet und mit einem Zitat aus dem Buch sowie Drachen versehen.

Meine Meinung
Da das Buch in Herford, meiner Nachbarstadt, spielt und ich dort schon mehrmals durch die Innenstadt gestreift bin, wollte ich „Im Jahr des Affen“ unbedingt lesen. Ich habe bisher noch nie ein Buch gelesen, zu dem ich einen regionalen Bezug hatte. Dies war für mich eine neue und ziemlich coole Erfahrung, die mir sehr viel Spaß gemacht hat, denn ich konnte mir so das Setting sehr gut vorstellen. Beim Lesen hatte ich die Stadt immer bildlich vor Augen, wodurch ich einen ganz anderen Bezug zu den beschriebenen Orten hatte als bei den Büchern, die ich sonst lese. Ich hatte Freude daran, beim Lesen zu überlegen, ob ich selber vielleicht schon einmal an den Handlungsorten des Buches, die Autorin Que Du Luu auch genau beschreibt, war.

Die Handlung des Buches ist eher ruhig und seicht. Protagonistin Mini lebt mit ihrem alleinerziehenden Vater, dessen einzige Einnahmequelle ein nicht so gut laufendes Chinarestaurant ist, in einer sehr beengten Wohnung. Sie fühlt sich als Deutsche, wird aber von ihrer Umgebung oftmals nicht so behandelt. Nachdem Minis Vater ins Krankenhaus kommt, kümmert sie sich – statt zur Schule zu gehen oder anderen, ihres Alters entsprechenden Tätigkeiten nachzugehen – mit Hilfe der chinesischen Angestellten und ihres gerade angereisten Onkels Wu um das Restaurant. Kleine Liebesprobleme, kulturelle Unterschiede, Sprachprobleme und auch schwierige zwischenmenschliche Beziehungen stehen für sie an der Tagesordnung.

„Im Jahr des Affen“ thematisiert vorrangig Minis Gefühle und das Gefühl des Andersseins, denn die Protagonistin fühlt sich nicht anders, wird aber immer wieder mit abwertenden, ausländerfeindlichen Situationen konfrontiert. Auch auf der Seite von Minis Familie hat sie mit solchen Szenen zu kämpfen, denn ihr Onkel geht auch nicht gerade ohne Vorurteile an die ihm fremde, deutsche Kultur heran. So beleuchtet dieses Buch beide Seiten der Medaille, was ich richtig super fand, denn ich konnte in beide Welten eintauchen und Einblicke in die Gedanken erhalten. Mini habe ich dabei als eine Art Vermittlerin erlebt, denn sie ist eigentlich beiden Welten angehörig. Dieser Kulturkonflikt wird von der Protagonistin verständlich und anschaulich transportiert, sodass er auch für jemanden wie mich, der nie in einer solchen Situation steckte, nachvollziehbar ist.

Minis Identitätsprobleme bzw. generell ihre Gedanken, was ihre Herkunft und ihre Heimat angeht, wird mit dem Auftauchen von Onkel Wu auch immer wieder thematisiert. Sie hat asiatische Wurzeln, fühlt sich aber deutsch und ihr Onkel bezeichnet sie daher gerne als Banane (außen gelb, innen weiß). Mit gefiel, wie Mini sich im Verlauf der Handlung entwickelt hat, wie sie Antworten auf ihre Fragen und Unsicherheiten gewonnen hat und wie sie nach und nach herausfindet, wer sie eigentlich ist. Dabei erzählt Mini die Geschichte sehr angenehm, denn sie klärt auch immer wieder über chinesische Bräuche auf oder übersetzt das Chinesisch ihrer Verwandten.

Zudem ist Minis Vergangenheit – sie ist mit ihrem Vater als kleines Kind aus Vietnam über das Meer geflohen – ein Thema im Buch und dies ist gerade angesichts der momentanen Flüchtlingsdebatten aktueller denn je. Es geht aber auch sehr viel um das Ankommen im neuen Land und die damit verbundenen Hürden und Schwierigkeiten. Die Autorin hat diese Thematik sehr geschickt, einfühlsam und sensibel in Minis Geschichte eingebaut. Ich merkte dem Buch an, dass Que Du Luu sich intensiv damit befasst hat und dass sie selber eine enge Verbindung dazu hat. Das hat mir sehr gut gefallen, denn meiner Meinung nach spürte man die Arbeit und die Gefühle, die die Autorin in ihr Werk gesteckt hat. In diesem Zusammenhang wurde ich auch davon überrascht, dass das Buch gar nicht im Heute spielt, sondern Anfang der 90er Jahre. Als ich beim Lesen auf deutsche Mark und sehr alte, mir unbekannte Songs traf, habe ich zunächst gestaunt, später fiel es mir dann kaum noch auf, denn Mini ist ein junges Mädchen das sich mit ihren Alltagsproblemen befasst – wie viele andere auch.

Spannend fand ich vor allem Minis Verhältnis zu den Angestellten ihres Vaters, durch die sie auch viel über die Flucht erfährt. Dies hat mich sehr an die Handlung gefesselt, denn einer der Angestellten war sehr abweisend zu Mini, wodurch meine Neugier geweckt wurde, da ich unbedingt mehr darüber erfahren wollte. Ebenso fand ich die Beziehung zu Minis Onkel sehr interessant, da diese auch eher spannungsreich ist. Ich muss aber auch sagen, dass mir die Handlung ansonsten etwas eintönig und trocken war. Es gab zu wenig Abwechslung, sodass ich die Geschichte zwischenzeitlich auch als etwas langwierig empfunden habe. Zudem hatte ich auch kleine Schwierigkeiten mit Minis Beziehung zu Bela, da die Gefühle für mich hier nur angeschnitten und ansonsten kaum thematisiert wurden. Diese wurden eher nüchtern beschrieben und ich konnte diese Beziehung nicht ganz nachvollziehen. Die Freundinnen der Protagonistin kamen für meinen Geschmack auch etwas zu kurz, aber abgesehen davon konnte mich vor allem die Entwicklung Minis im Handlungsverlauf sehr überzeugen.

Fazit
Themen wie kulturelle Unterschiede, Anderssein, Flucht und auch Identität spielen in Que Du Luus Buch eine große Rolle. „Im Jahr des Affen“ ist eine feinfühlige Geschichte, die einen Einblick in diese unterschiedlichen Bereiche ermöglicht, sie geschickt miteinander verbindet und sie dem Leser auf eindringliche Weise vermittelt. Ich fand es super, wie die Autorin es geschafft hat, die Gefühle und Gedanken der Protagonistin für mich nachvollziehbar darzustellen. Vor allem die Entwicklung der Protagonistin auf dem Weg zur Selbstfindung hat mir richtig gut gefallen. Die Handlung war teilweise etwas eintönig, aber sie war auch mit Spannungsmomenten versehen, die meine Neugier geweckt haben.
4 von 5 Sternen!

Reihen-Infos
Einzelband

4 Kommentare:

  1. Dieses Buch wartet auch noch in meinem Regal. Es hört sich großartig an und nach deiner schönen Rezi kann ich es kaum erwarten es zu lesen!

    Liebe Grüße
    Katrin

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    1. Hallo meine Liebe! :)

      Dankeschön! <3 Ich denke, das Buch wird dir auch gut gefallen und ich bin schon gespannt, was du dann am Ende dazu sagen wirst :)

      Ganz liebe Grüße
      Laura

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  2. Huhu Herzchen, :)

    unter dem Titel des Buches konnte ich mir nicht wirklich viel vorstellen, allerdings hatte ich schon etwas in Richtung China im Kopf wegen der chinesischen Sternzeichen. Die Geschichte klingt auch wirklich schön und in der heutigen Zeit auch wichtiger denn je. Tolle Rezi <3

    Liebste Grüße,
    Ally

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    1. Hallo Ally! <3

      In China beginnt das neue Jahr ja auch zu einer anderen Zeit als bei uns, so im Februar soweit ich weiß :) Ich finde die Tierjahre ziemlich cool! :) Und danke! Es freut mich, dass dir meine Rezi gefällt :) Die Geschichte ist echt toll, vor allem ist Mini auch eine gute Erzählerin :)

      Liebe Grüße <3
      Laura

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