16. Februar 2018

[Rezension] - Viel näher als zu nah (Angela Kirchner)






Verlag: Dressler Verlag
Übersetzt von: -
Reihe: Einzelband
Einband: gebunden
Seitenanzahl: 256
Altersempfehlung: ab 13
Preis: 16.99 € [D]
ISBN: 978-3-7915-0057-7
Bildquelle: © Dressler Verlag






Klappentext
"Am Anfang war der Knall. Es ist diese Nacht, diese Party, die alles verändert im Leben von Fey und Lucas. Fey und ihre Freundin wollen eigentlich nur nach Hause und geraten mitten rein in das Motorradrennen von Lucas und Ben, mitten rein in den Unfall. Mitten rein in ein neues Leben. Und dann treffen Fey und Lucas sich wieder. Obwohl sie sich hassen sollten, sprüht es Funken, und nicht nur vor Wut!“ (Quelle: www.dressler-verlag.de)

Gestaltung
Die Aufmachung des Buches finde ich atemberaubend, denn der Titel ist auf schlichte Pappe gedruckt, glitzert dabei aber metallisch-pink, wodurch er sofort ins Auge springt. Auch mag ich die Schriftart des Titels sehr gerne, die aussieht, als sei sie per Hand aufgemalt oder aufgesprayt worden. Die Blumen gefallen mir ebenso, da sie dem Cover das gewisse Etwas verleihen. Zudem mag ich die außergewöhnliche Bindung, durch die der Buchrücken mit einem rauen Stoff überzogen und ganz gerade ist.

Meine Meinung
Angesprochen durch das wirklich gelungene Cover, wollte ich dieses Buch unbedingt lesen und ich fand es insgesamt auch inhaltlich sehr ansprechend. In „Viel näher als zu nah“ geht es um Fey und Lucas, die sich beide nach einem Unfall sehr nahe kommen und sich ineinander verlieben. Das mag nun zunächst nicht besonders klingen, ist es aber, denn Lucas ist schuld am Unfall von Fey und ihrer Freundin.

Durch diese besondere Verbindung scheint eine Liebesbeziehung zwischen beiden eigentlich unmöglich und doch ist genau sie es, die sich in den düsteren Zeiten nach dem Unfall, zaghaft entwickelt. Dieses Spiel mit den Kontrasten in dem Buch hat mir sehr gut gefallen, denn es schwankt stets zwischen den Extremen. Auf der einen Seite ist da die Schuld am Unfall, der mehrere Menschen schwer verletzt hat und auf der anderen Seite steht die Vergebung für diese unbeabsichtigte Tat. Auch Hass in verschiedenen Formen spielt mit hinein, ebenso wie Liebe, die sich trotz all der negativen Empfindungen entwickelt. Diese Kontraste, die sich auch in einer Täter- und Opferrolle oder in Verzweiflung und Hoffnung manifestieren, hat die Autorin sehr greifbar herübergebracht und mir direkt unter die Haut gehen lassen, da ich alle Seiten sehr gut nachvollziehen konnte.

Da das Buch aus den Perspektiven sowohl von Lucas als auch von Fey erzählt wird, wird dem Leser die Möglichkeit gegeben, in beide Sichtweisen auf die Geschehnisse einzutauchen und sich so eine eigene Meinung zu bilden. Dies fand ich sehr wichtig und von der Autorin wundervoll gelöst. Zwar nimmt Lucas Part den größeren Anteil im Buch ein, aber Fey kommt nicht zu kurz und ihre Passagen sind dafür auch jedes Mal sehr eindringlich und emotional. Durch den Wechsel konnte ich beide Perspektiven betrachten und in die Gedanken sowie Gefühle beider Figuren eintauchen, um sie besser zu verstehen. Dies sorgt dafür, dass man als Leser intensiv nachdenkt, wodurch ich automatisch noch mehr in die Geschichte involviert wurde.

Besonders beeindruckend fand ich den Schreibstil von Angela Kirchner, der mit verschiedenen Stilmitteln wie Wiederholungen oder Vergleichen arbeitet und der mir die Gefühle der Figuren hat lebendig erscheinen lassen. Sehr angenehm fand ich, wie die Autorin es schafft, an den richtigen Stellen, kurze Sätze oder lange Sätze zu verwenden und so mit der Satzlänge zu spielen. In Momenten, wo die Gefühle überbrodeln oder Dramatisches passiert, werden die Sätze beispielsweise kurz und übertragen so ein Gefühl der Aufgeregtheit auf den Leser. So macht das Lesen unheimlich Spaß und die Seiten fliegen geradezu nur so dahin, weil ich man einfach mitten im Geschehen ist.

Sehr berührend fand ich es, wie Fey und Lucas sich gegenseitig bei der Genesung helfen und sich so auch näher kommen, obwohl er an seinen Schuldgefühlen zu zerbrechen droht und sie ihn eigentlich nicht ausstehen kann. Die Gefühle der Figuren wurden für mich sehr transparent und greifbar. Etwas schade fand ich, dass die ganzen zufälligen Begegnungen, die zwischen den beiden passieren, etwas zu konstruiert wirkten. Es ist für mich zwar verständlich, warum und dass sie einander mehrmals begegnen mussten, aber irgendwann ging diesen Begegnungen einfach der Charakter des Zufalls verloren. Dass sie einander auf einmal immer gegenüberstanden, war einfach irgendwann zu oft, sodass es auf mich etwas zu entworfen wirkte.

Ich mochte Lucas sehr gerne, denn er entwickelt sich unglaublich weiter. Zu Beginn ist er ein gewissensloser Bad Boy, der nur auf sein Image bedacht ist und durch die Geschehnisse mit dem Unfall beginnt er sich langsam zu ändern. Wie er sich zurückgezogen hat und weder von seinen Freunden noch seiner Familie Hilfe wollte, war sehr berührend. Besonders schön fand ich dann auch wie er am Ende versucht hat, seine Fehler wiedergutzumachen und sich ihrer bewusst wurde. Auch Fey ist ein besonderer Charakter, den ich als sehr interessant wahrgenommen habe. Sie hasst Lucas zunächst, kann sich seiner Anziehung aber nicht entziehen. Dieser hieraus entstehende Konflikt hätte für mich gerne noch etwas stärker verdeutlicht und thematisiert werden können, aber dennoch fand ich gerade die Enthüllungen um ihren Charakter, die ganz am Ende erfolgen, als sehr spannend und fesselnd, da sie so bis zum Schluss Rätsel aufwirft.

Fazit
„Viel näher als zu nah“ ist ein fesselndes Buch über eine Liebe, die aus schweren Zeiten heraus entsteht. Besonders das Spiel mit den Kontrasten wie Schuld und Vergebung, Opfer und Täter oder Liebe und Hass hat mich hierbei fesseln können, aber auch der wirklich geniale Schreibstil der Autorin hat dazu beigetragen, dass ich geradezu durch die Seiten geflogen bin. Abgesehen von ein, zwei Kleinigkeiten wie die etwas zu oft stattfindenden, „zufälligen“ Begegnungen, konnte mich die Geschichte von sich überzeugen. Neben dem Perspektivwechsel, der die Gefühlsebenen der Figuren wunderbar veranschaulicht hat, mochte ich vor allem auch die Entwicklung dieser.
4 von 5 Sternen!

Reihen-Infos
Einzelband

4 Kommentare:

  1. Hallöchen Laura,

    die Thematik klingt wirklich interessant, also die Täter-Opfer Geschichte. Und auch die beiden Protas scheinen sehr echt und natürlich zu sein, was ich immer sehr mag.

    Liebe Grüße,
    Ally

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    1. Hi Ally!

      Ich glaube, das Buch könnte dir gefallen und was für dich sein, denn du magst ja solche Geschichten auch sehr gern :)

      Liebe Grüße
      Laura

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  2. Liebe Laura!

    Vielen Dank für deine schöne Rezension, freut mich wirklich sehr, dass dir das Buch gefallen hat. :)
    Und danke auch, dass du so detailliert auf die Sprache eingehst, auf den Perspektivwechsel und auch deine Kritikpunkte nennst. Ich mag diesen diffenzierten Blick auf den Inhalt!

    Ganz liebe Grüße
    Angela

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    1. Liebe Angela!

      Sehr gerne und danke dir für dein Feedback zu meiner Rezension! Ich hab ja doch öfter die Befürchtung, dass meine Rezensionen zu lang sind, weil ich auf zu vieles eingehe, aber andererseits möchte ich doch gern all meine Gedanken zu einem Buch loswerden :)

      Liebe Grüße
      Laura

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