11. Juli 2018

[Rezension] - Lieber Feind (Jean Webster)






Verlag: Königskinder Verlag
Übersetzt von: Ingo Herzke
Reihe: Einzelband
Einband: gebunden
Seitenanzahl: 416
Altersempfehlung: ab 14
Preis: 18.99 € [D]
ISBN: 978-3-551-56045-2
Bildquelle: © Königskinder Verlag






Klappentext
"Ein Waisenhaus leiten? Sally McBride erklärt ihre beste Freundin Judy für komplett verrückt, als diese ihr die Leitung des John-Grier-Heims übertragen will. Hätte ihr Verlobter nicht schallend gelacht und damit ihren Ehrgeiz geweckt, Sally hätte niemals eingewilligt. Plötzlich einhundert Kinder zu haben, ist keine leichte Aufgabe! Und die Zustände im Heim sind haarsträubend. Mit Verve geht Sally an die Arbeit, um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen. Doch dabei macht sie sich nicht nur Freunde. Ihr liebster Feind allerdings ist und bleibt der betreuende Kinderarzt Dr. Robin MacRae.“ (Quelle: https://www.carlsen.de)

Gestaltung
Was ich an der Aufmachung dieses Buches so toll finde, ist dass es sich sehr harmonisch neben „Lieber Daddy Long Legs“ einfügt. Der Königskinder Verlag hat für jedes Programm eine eigene ästhetische Klammer mit einem eigenen Thema und obwohl die beiden Bücher in verschiedenen Programmen erschienen sind, passen sie doch hervorragend zueinander. Die Blumen, die Schattenumrisse und sogar der Buchrücken sind super aufeinander abgestimmt. Zudem passt auch der pink-lilane Farbton zu dem Mint des Vorgängerbandes.

Meine Meinung
Nachdem mir „Lieber Daddy-Long-Legs“ so gut gefallen hatte, habe ich mich riesig gefreut, als ich erfuhr, dass auch die „Fortsetzung“ im Königskinder Verlag erscheinen wird. „Lieber Feind“ ist eine indirekte Fortsetzung der Geschichte aus „Lieber Daddy-Long-Legs“, denn nun geht es um Judys Freundin Sally, die auch Briefe schreibt, aber nicht wie Judy an nur einen Adressaten. Sally schreibt an viele verschiedene Personen: vor allem aber auch an Judy. So erfahren wir, wie es mit ihr weitergegangen ist, was mich persönlich sehr erfreut hat.

An dem ersten Briefroman, wo Judy die Verfasserin der Briefe war, hatte mir Judys freche, schlaue Art so gut gefallen und ich finde, dass Sally Judy in nichts nachsteht. Auch sie schreibt interessante Briefe, die mich vor allem immer wieder zum Grinsen oder Schmunzeln gebracht haben. Sally ist genauso wie Judy sehr humorvoll, witzig und nicht auf den Mund gefallen! Das liebe ich einfach an diesen beiden Figuren! Sallys charmante Art und ihr Charakter scheinen für mich durch ihre Briefe geradezu durch und lassen sie so sehr lebendig erscheinen.

Durch die Briefe erfuhr ich auch einiges über Judy und den weiteren Verlauf ihrer Geschichte, was ich richtig klasse fand. Es gibt zwar keine Antwortbriefe zu lesen, aber durch Sallys Bezugnahme auf bestimmte Ereignisse, ergibt sich dennoch ein stimmiges Bild, das eine einheitliche Geschichte mit rotem Faden erzählt. Das hat mich an diesem Briefroman wieder sehr begeistert, da es Autorin Jean Webster auch schon bei Judys Briefen in „Lieber Daddy-Long-Legs“ gelungen ist, mich an die Geschichte zu fesseln.

Im Vergleich muss ich aber sagen, dass mir bei „Lieber Feind“ ein wenig der Spannungsaspekt gefehlt hat. Während ich bei den Briefen von Judy auf die Auflösung des Geheimnisses um den ominösen Daddy-Long-Legs wartete, gab es hier bei Sallys Briefen so etwas nicht. Vielmehr drehte sich hier alles um Sallys Leben als Heimleiterin, ihre Liebe zu den Kindern und auch den Spaß an ihrem Job. Zwar war dies auch sehr unterhaltsam, aber im direkten Vergleich hat mir „Lieber Daddy-Long-Legs“ ein kleines bisschen besser gefallen.

Der trockene Humor von Sally und wie liebevoll sie ihre Heimkinder beschreibt, haben mir dennoch sehr schöne Lesestunden beschert, die ich nicht missen möchte. Ich fand es sehr unterhaltsam zu erfahren, wie chaotisch es im Heim zugeht und wie Sally manchmal nicht mehr weiß, wo ihr der Kopf steht. Auch habe ich mich riesig gefreut wieder kleine Zeichnungen unter manchen Briefen vorzufinden, die das Lesen auflockern und das Geschriebene schön visualisieren. Zudem war ich auch wieder sehr beeindruckt von dem Sprach- und Schreibstil des Buches. Es ist im Jahr 1915 das erste Mal veröffentlicht und auch wenn der Stil im Buch natürlich dieser Zeit entstammt, liest sich das Buch nicht wie ein verstaubter, altmodischer Klassiker, sondern jugendlich frisch und wirklich spritzig.

Fazit
Für mich war „Lieber Feind“ ein absolutes Lese-Muss, denn ich habe schon „Lieber Daddy-Long-Legs“ geradezu verschlungen und sehr geliebt. Auch „Lieber Feind“ ist charmant, witzig und super unterhaltsam, denn Sally steht ihrer Freundin Judy in nichts nach. Dieser Briefroman strotzt geradezu vor trockenem Humor und frechen Kommentaren, die den Leser erheitern und ihm ein Lächeln auf das Gesicht zaubern. Neben süßen Zeichnungen kann auch der aufgrund des Alters des Buches altmodisch angehauchte, aber trotzdem jugendlich-frisch gebliebene Schreibstil überzeugen. Für alle Fans von „Lieber Daddy-Long-Legs“, Briefromanen und Klassikern ist „Lieber Feind“ ein absolutes Muss!
Sehr gute 4 von 5 Sternen!

Reihen-Infos
1. Lieber Daddy Long Legs
2. Lieber Feind (kann aber auch unabhängig von „Lieber Daddy-Long-Legs“ gelesen und verstanden werden)

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